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Wir lernen Segeln in Herceg Novi

  • Writer: angelika
    angelika
  • Jun 28, 2021
  • 3 min read

Zuerst war es so ein Krampf mit der Suche nach einem Segelkurs für Anfänger und dann ging alles plötzlich so schnell. Bereits nach unserer ersten praktischen Lektion haben wir uns zur Anmeldung für die theoretische Prüfung aufgemacht. Allerdings war die Suche nach dem Büro nicht ganz einfach. Eine Auskunft auf dem Weg dorthin war zum Beispiel, dass es das gar nicht gäbe, dass es in Montenegro überhaupt nichts Offizielles gäbe und alles nur auf dem Schwarzmarkt stattfinde. Ah, okay, thank you very much. Oder auch nicht. Dann fanden wir uns bei der Anmeldung zu einem Windsurfkurs wieder und zu guter Letzt wären wir fast noch zu einem Coronatest geschickt worden, weil „Test“ das einzige Wort war, das der andere mit seinen Englischkenntnissen verstanden hatte und dieses Wort zurzeit automatisch „Coronatest“ bedeutet.

Nachdem wir endlich das Gebäude gefunden hatten, ging es dann rassig. Von 18 - 19 Uhr wurden wir gebrieft wie verrückt und auf den nächsten Morgen um 10 Uhr zur Prüfung angemeldet. Immerhin wurde uns noch ein Skript in die Hand gedrückt und viel Glück gewünscht; das Ganze natürlich auf Englisch. So sind wir kurz nach 19 Uhr ziemlich verdattert ins Auto gestiegen. Wir wollten uns doch nur anmelden und nicht gleich so ernst werden. So fanden wir uns spätabends zwar etwas verdutzt, aber brav lernend am Tisch in unserer Unterkunft Ethno Pajo Village wieder, am nautische Meilen und Grad und Minuten rechnen, am Windrose verstehen, Kollisionsregeln lernen (die sind zum Glück wie beim Autofahren), Leuchttürme lesen und was zu tun ist, wenn man von einem Dragana oder Golub (Fisch) verletzt wird. Das Gift reagiert auf Temperatur, verdunstet also bei Wärme. Dazu kann man die betroffene Stelle mit einem Feuerzeug erwärmen oder an einen Auspuff halten oder eben draufpieseln. Stell ich mir ziemlich lustig vor. Also für denjenigen, der pinkelt. Auch wussten wir nicht, dass Jetskis 200m vom Ufer entfernt fahren müssen, aber das wissen glaub auch die meisten Jetski-Fahrer nicht.

Die Anmeldung konnten wir noch in Herceg Novi machen, für die Prüfung am nächsten Morgen mussten wir nach Kotor fahren. Das war gar nicht so schlecht, denn während der einstündigen Autofahrt konnten wir nochmals etwas büffeln. Die Prüfung selbst ging dann relativ flott. Dort haben wir auch noch etwas gelernt, das nicht im Skript stand. Der Notruf Mayday kommt eigentlich aus dem Französischen, „M‘aidez“, also „Helft mir“. Ein französisches Schiff hatte einen Notruf abgesetzt und der Empfänger war englischsprachig. Der Franzose ruft also „M‘aidez! M‘aidez! M‘aidez!“ und der Engländer versteht verständlicherweise „Mayday! Mayday! Mayday!“ und so kam es, dass das heute das internationale Notrufsignal ist. So weit jedenfalls die Geschichte aus den Prüfungsräumen. Im Internet klingt es nicht nach einem Missverständnis, sondern nach einer geplanten Wortfindung. Wir finden die Version unseres Prüfers aber lustiger und werden künftig die verwenden.

Nun geht es heute bereits an unsere vierte praktische Segellektion. Die erste Stunde war toll. Nach der zweiten Stunde hätte ich fast hingeschmissen und gesagt, Heinz, lern du das alleine, aber nun geht es wieder und wenn alles nach Plan läuft, dann segeln wir nächste Woche bereits durch die Adria. Am ersten Tag noch mit einem Skipper, Generalprobe quasi, und dann ganz alleine. Wir sind gespannt wie ein Flitzebogen.

PS: Ich habe unser Segellehrer-Paar Natasha und Ilija gefragt, wie das so sei auf dem Wasser. Auf der Strasse hätten ja auch alle den Führerschein (die meisten jedenfalls) und trotzdem habe man manchmal den Eindruck, dass nicht alle die Regeln so ganz auswendig wissen, wie das also auf dem Wasser so sei. Schlimmer, meinte Natasha wie aus der Pistole geschossen. Da bin ich doch baff. Ich hatte immer die romantische Vorstellung, dass auf dem Wasser nur vernünftige, seriöse Leute unterwegs sind. Nun ja, mit Heinz und mir als Neuzugängen hätte sich das eh schon etwas relativiert, aber so ändern wir anscheinend nicht viel am Status Quo.

PPS: Bezüglich der Geschichte mit der Schwarzmarkt-Aussage haben wir die Info erhalten, dass das gerne gesagt wird, wenn der Betreffende nicht weiss, wo etwas ist. Statt einfach zu sagen das weiss ich nicht, sagt man einfach, dass es das Gesuchte gar nicht gibt. Auch eine Möglichkeit. Werde ich mir merken.


PPPS: Wir wissen nicht wirklich, ob wir die Prüfung nun bestanden haben oder nicht. Es hiess, wir können jetzt gehen und einer der Prüfer meinte beim Rausgehen „Good Luck!“. Ähm, also die Prüfung war da schon vorbei, da ist so ein „Viel Glück!“ etwas verwirrend. Und wir haben auch noch kein Zertifikat erhalten. Auch hier sind wir also sehr gespannt. Spannende Zeiten in Montenegro.


 
 
 

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