top of page

Nochmals Z, diesmal wie Zanzibar

  • Writer: angelika
    angelika
  • Aug 13, 2021
  • 5 min read

Ich muss das einfach noch machen, ein „Best of Zanzibar“. Wer die Gebrauchsanleitung zu diesem Blog gelesen hat (erster Eintrag vom 2. April 2021) weiss, dass er nicht geplant war und deshalb mittendrin irgendwo anfängt (im Oman, um genau zu sein). Das bedeutet, dass es zu Tansania und Dubai keine Blogeinträge gibt. Fotos schon, aber keine Einträge. Ich hatte zwar vorgehabt, das alles nachzuholen, aber tja, einmal mehr den Mund zu voll genommen (hab aufgehört zu zählen).


Jedenfalls muss so eine Liebeserklärung einfach sein. Es war nämlich Liebe auf den ersten Blick bzw. auf den ersten Satz. Wir sind am Morgen im wunderschönen Pongwe Bay Resort (siehe Fotogalerie) angekommen und haben deshalb zuerst einmal gefrühstückt, während wir auf unser Zimmer gewartet haben. Als Heinz unsere Kellnerin fragte, wann der Sonnenuntergang sei, antwortete diese (sich vor Verlegenheit fast kringelnd) „Äh, hm, ähm, I think...I think it‘s in the evening!“. Und spätestens da war es um uns geschehen, denn eigentlich war die Ankunft bereits recht ulkig.


Es ist leider unmöglich, den Versuch der Security zu beschreiben, die um 7 Uhr früh angekommenen Flugpassagiere in die richtige Kolonne zu bringen (die Schwierigkeit bestand glaub darin, dass sie sich selber nicht 100% sicher waren, wo genau denn nun die richtige Kolonnenführung sei), aber die Situation am e-Visa-Schalter bekomme ich hin. Nachdem sich dort Personal eingefunden und dieses seine Überraschung über die (wohlgemerkt planmässig) ankommenden Gäste überwunden hatte und die Computer gestartet waren, konnte es auch schon losgehen mit der Überprüfung. Als die Dame hinter dem Plexiglas beide Daumen hochhielt, dachte ich, sie findet es super, dass ich vor der Einreise ein e-Visa gelöst habe. Das fand ich nämlich auch, denn unsere Schlange war viel kürzer als die der anderen und so habe ich in vermeintlicher Eintracht ebenfalls beide Daumen hochgehalten und dazu ordentlich gestrahlt. Ich dachte eben, wir verstehen uns. Taten wir nicht. Sie wollte mir damit lediglich zeigen, dass ich die Daumen auf den Fingerabdruck-Scanner halten solle. Entsprechend streng hat sie auch geguckt. Der einzige, der dann noch gegrinst hat, war Heinz. Zu meiner Verteidigung: Bei Ankunft war es für meinen Körper kurz nach 5 Uhr morgens, wegen der zwei Stunden Zeitverschiebung (wobei ich mir nicht sicher bin, ob es zwei Stunden später so viel besser gewesen wäre). Anyway, zurück zur Sache, denn eigentlich wollte ich ja die Sansibari beschreiben, nicht mich.


Ein paar Tage später wollten wir ein Auto mieten und mussten feststellen, dass uns der internationale Führerschein, den wir extra für unsere Reise besorgt hatten, nichts nützt. Das „Departement of Transport and Licenses“ möchte nämlich, dass man einen Sansibar-Führerschein löst. Dazu muss man den eigenen Führerschein zeigen, USD 15 bezahlen und dann erhält man ein Papier, das offenbar von einem Block abgerissen wurde (siehe Foto). Inwiefern das einen befähigt, besser zu fahren auf Sansibar, bleibt ihr gut gehütetes Geheimnis. Eine Einnahmequelle kann es kaum sein, denn in mehr als einer Fundstelle im Internet wird einem dringend davon abgeraten, selber Auto zu fahren auf Sansibar. U.a. werde man von der Polizei wegen angeblichen Schnellfahrens ausgenommen, es sei fahrtechnisch gefährlich etc. Heinz konnte das nicht abschrecken (im Gegenteil hatte ich ehrlich gesagt eher den Eindruck, dass das sein Interesse noch steigerte) und so hüpften wir dann zuversichtlich in unser Mietauto und schon ging es los Richtung Norden (Ziel Nungwi Beach).

Und so wahnsinnig weit kamen wir dann auch gar nicht. Ein Polizist winkte uns raus. Wir seien zu schnell gefahren. Aha, da hatten wir doch mal irgendwas dazu gelesen. Ich habe sofort alle Papiere hingehalten (ich glaub vor lauter Hektik sogar die englischsprachige Krankenversicherung) und war auch zahlungsbereit; sehr sogar. Heinz nicht. Heinz war anders aufgelegt und versicherte vehement, dass wir nicht zu schnell gefahren seien. Der Officer fragte wiederholt, ob wir die Radarpistole sehen wollen, was Heinz verneinte. Das müsse er nicht sehen. Er wisse, dass wir nicht zu schnell gewesen seien. Und so weiter und so fort. Im Zuge dieser Diskussion sank ich je länger je tiefer in den Sitz und sagte immer wieder einmal leise „Jetzt lass uns das einfach zahlen und dann weiterfahren.“ Es ging übrigens um USD 10 und ich fand das ziemlich okay für eine Radarstrafe, selbst für eine fiktive. Der Officer interpretierte die Situation völlig korrekt und meinte irgendwann zu Heinz „Madame is not the Problem, YOU are the Problem!!!“. Dann sagte Heinz auch noch zu mir, ich soll ihm seinen Mitarbeiterausweis von der Landespolizei geben. Ich sagte: „Nein, bitte nicht“. Er: „Doch.“ und zeigt den Ausweis dem Polizisten und sagt, dass er auch bei der Polizei arbeite. Daraufhin löste sich binnen einer Sekunde alles in Wohlgefallen auf. Es war wie ein Wunder. Der Polizist meinte:„Okay, I give you fair, because you’re a police officer too“. Und weiter ging es Richtung Norden. Und ab dort hatten wir auf unserer Reise nie mehr Probleme mit der Polizei. Wahrscheinlich hatte es sich rumgesprochen.


Kleines Detail am Rande: Heinz ist sich immer noch sicher, dass er nicht zu schnell gefahren ist. Ich bin mir da nicht 100% sicher. Ich glaube, es war eine 50er Strecke und wir sind über 60 km/h gefahren. Aber eben, ich kann bis heute nicht sagen, was das Limit überhaupt war auf dieser Strecke und fragen wollte ich damals auch nicht. Das hätte unsere Position ungemein verschlechtert im Moment. Zumindest bis zur Verbrüderung der Beiden. Sie haben heute noch Kontakt. Nein, haben sie nicht.


Ich merke gerade, dass die Sansibar-Geschichten nicht alle in einen Eintrag passen. Also würde ich mal sagen so weit, so gut. Ich werde später einen zweiten Teil schreiben. Ganz im Geiste Sansibars, wo es allerorts heisst „Pole, pole“, also „Langsam, langsam“.


PS: Wir fanden das ja so lustig mit der Antwort auf Heinz‘ Frage nach dem Sonnenuntergang. Es könnte aber auch sein, dass die Dame gerade zu jemandem sagt:„Also die Europäer, die stellen ja vielleicht lustige Fragen! Wann die Sonne untergeht! Wo gibt‘s denn so was! Weiss man doch, dass das abends ist!“. Ulkigkeit liegt wohl oft im Auge des Betrachters.


PPS: Und wer weiss, ob die Dame am e-Visa-Schalter es nicht allenfalls darauf ankommen liess. Irgendwie könnte ich fast schwören, dass sie ein Grinsen auf den Stockzähnen hatte, als wir gingen. Vielleicht hat sie mich reingelegt. Tja, man muss sich damit abfinden, dass man manchmal die Taube und manchmal das Denkmal ist.


PPPS: Heinz wollte die Radarpistole nicht sehen, weil genau das im Internet gestanden hatte. Sie zeigen einem eine Übertretung von irgendwem und eine fremde Übertretung anzuschauen macht nun wirklich keinen Sinn. Und Heinz ist kein Polizist, aber das hatte er auch nicht behauptet.


PPPPS: Das Segeln hält uns immer noch gefangen. Wir haben bereits beim Schifffahrtsamt des Kantons St. Gallen nachgefragt was es braucht, damit wir auch in der Schweiz ohne Skipper segeln können (mit Skipper kann man immer). Und wir hatten bereits Kontakt mit einer Segelschule in Ascona (Asconautica, was ich ein tolles Wortspiel finde; hätte ich auch Firmenname gewählt). Wir sind gespannt, wie es hier weitergeht.

 
 
 

Comments


©2021 by verreis doch einfach

bottom of page