Wir chartern eine Segelyacht in Kroatien
- angelika
- Jul 8, 2021
- 4 min read
Jibbie! Wir haben es geschafft! Wir haben endlich eine Segelyacht gechartert, für eine Woche! Unser Boot heisst Rio. Da wird ja der Seebär in der Pfanne verrückt. Was war das für ein Krampf. Alles scheint sich ständig gegen unsere Segelambitionen zu stellen. Es ist nicht einfach, wenn man absolut keine Ahnung von einem Thema hat. Ich meine wirklich null Ahnung, so dass man nicht einmal weiss, welche Fragen man überhaupt stellen muss und sich - falls man doch mal eine hat - gleich mal ordentlich blamiert. Auf die Auskunft hin, dass unser Boot eine Elan 40 Impression sei habe ich gefragt, wie lange das Boot denn sei. Um die Unannehmlichkeit dieser meiner Situation während eines Chartergesprächs zu verstehen muss man wissen, dass die Zahl hinter dem Namen die Länge angibt, 40 Fuss. Mein Beitrag zum Thema „Es gibt keine blöden Fragen“. Wenigstens wusste der Vercharterer (ja, so heisst ein Bootsvermieter, wir kommen aus dem Lernen gar nicht mehr raus) spätestens ab da, was Sache ist. Nett, dass er trotzdem weiter mit uns geredet hat, aber das tat er nur, weil wir die ersten drei Tage einen Skipper haben. Genau wie wir es uns gewünscht hatten. Das geht eben doch. Zuerst hiess es, das geht immer nur wochenweise, Samstag bis Samstag. 40 Fuss sind übrigens 12,192m. Der Vercharterer meinte, dass immer um jeden Zentimeter gestritten werde, weil zum Beispiel mehr Länge mehr Kosten bedeuten, aber viele Leute kürzere Boote unattraktiver finden. Er meinte, Zentimeter seien wichtig. Da wir uns erst gerade getroffen hatten, habe ich sicherheitshalber nicht gelacht. Wir haben jedenfalls eine Lizenz für 12m oder besser gesagt, hätten eine Lizenz für 12m, denn ja, richtig, die Lizenz aus Kotor ist immer noch nicht ausgestellt. Solange wir einen Skipper haben, ist das kein Problem, aber das Ziel wäre dann ja, alleine zu segeln und dazu brauchen wir dieses Ding, zumindest elektronisch. Sonst gibts ordentlich Schimpf von der Küstenpolizei und das wollma doch nicht. Wegen der 19cm zu viel könnte sie immerhin nicht schimpfen, denn es heisst zwar 40 im Namen unseres Bootes, aber eingetragen sind 39 Fuss. Die 40 ist also reine Angeberei. Ich verkneife mir das Lachen immer noch.
Ach übrigens, wir sind nun in Split. Ist das ein schönes Städtchen! Wir sind ohnehin tiefenbeeindruckt vom Balkan. Einfach wunderschön hier, egal, wohin man geht. Der Weg von Herceg Novi nach Split war einfach. Zuerst war wieder einmal Corona-Test angesagt. Zum ersten Mal mittels Antigen-Schnelltest. Das ist schon cool, wenn man nur 20 Minuten warten muss und mit EUR 15 ist es auch ein fairer Preis, inklusive ausgedrucktem Zertifikat. Touristen können in Montenegro übrigens bei Ausreise sogar gratis einen Corona-Test machen, wenn man das Bezahlen der Tourist-Tax nachweisen kann. Dazu muss man aber ins Spital und das möglichst früh (07:30 Uhr) und dann die übliche PCR-Dauer abwarten. Für EUR 15 sind wir lieber etwas länger liegen geblieben und ohne Anstehen und mit Resultat in 20 Minuten. Dann ging es für EUR 55 mit einem Privattransfer von Montenegro über die Grenze nach Kroatien in den Hafen von Dubrovnik und von dort mit der Schnellfähre um 16:30 Uhr nach Split (EUR 49 pro Person). Die Schnellfähre ist nichts für schwache Mägen, aber dafür kamen wir nach einem wunderschönen Sonnenuntergang pünktlich um 21 Uhr in Split an, wo uns unser Airbnb Host Neven am Pier abholte. Das Apartment ist ideal gelegen, ein paar Minuten zu Fuss vom Hafen und ein paar Minuten zu Fuss von der Riva und der Altstadt und trotzdem absolut ruhig.

Sonst haben wir noch gar nicht so viel gesehen. Wir waren ziemlich beschäftigt mit dem Boot-Organisieren. Die restliche Zeit mit FFF: Futter, Fussball und Freibier. Das mit dem Freibier ist leider ein Witz. Der Rest ist ernst. Die EM ist jetzt nicht gerade förderlich für unsere kulturelle Ader, aber es ist ja schon weit über Halbzeit.
Nun freuen wir uns wie zwei Goldfische auf Samstag, wo wir um 17 Uhr an Bord gehen werden. Wir werden den ersten Abend im Hafen bleiben. Ich weiss, das klingt komisch, aber wie gesagt, wissen wir einfach gar nichts. So kann man zum Beispiel natürlich auch kochen, aber hat es einen Dosenöffner an Bord, was braucht man alles? Deshalb dachten wir, wir richten uns erst einmal gemütlich ein, kochen ein erstes Abendessen und dann könnten wir am Sonntagmorgen nochmals einkaufen gehen. Oder feststellen, dass kochen an Bord ohnehin nichts für uns ist und wir besser überall off Board essen gehen. Mal schauen. Unser Skipper findet unseren Plan ein bisschen seltsam, aber wir haben den Verdacht, dass er auf Nummer sicher gehen und sowieso lieber auswärts essen möchte. Wir haben ihm verschwiegen, dass ich vegetarisch koche, denn sonst kündigt er sowieso gleich.
PS: Eine Schwierigkeit war auch die Preisfrage. Wir hatten zwar schon angenommen, dass Segeln ein bisschen teurer ist als zum Beispiel Joggen, aber die Preise lassen einen manchmal doch leer schlucken. Deshalb sind wir echt froh, dass wir im Rahmen eines Last Minute-Charters 40% Rabatt erhalten haben. Ja, es gibt einen Last Minute-Markt beim Chartern. Lernen ohne Ende...
PPS: Vorgestern haben wir die Nachricht erhalten, dass eine unserer Postkarten aus Dubai gerade angekommen ist. Wow, das ging aber ruckizucki. Zur Erinnerung: In Dubai waren wir im März. Jetzt ist Juli. Das ist jetzt nicht exakt A-Post, aber Heinz meinte, dass es halt wohl schon einige Zeit dauerte, bis die Karte vom Burj Khalifa unten am Boden angekommen sei, denn dort oben haben wir sie geschrieben und eingeworfen und ja, das ist tatsächlich ein weiter Weg nach unten. Das hatten wir nicht bedacht.
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