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Wer eine Reise tut... Catastrophe...

  • Writer: angelika
    angelika
  • May 31, 2021
  • 4 min read

Updated: May 31, 2021

...besonders, wenn sie von El Gouna nach Dahab geht. Puh. Also erstens war es etwas knifflig rauszufinden, welche Transportmittel überhaupt zur Verfügung stehen. Wir wollten eigentlich mit der Fähre von Hurghada nach Sharm El Sheik. Auf dem Foto kann man gut sehen, weshalb das unsere Lieblingsvariante gewesen wäre.


Im Internet wären denn auch Tickets buchbar gewesen, allerdings nur Mittwoch und Samstag, und wir wollten doch am Sonntag reisen. Plötzlich wären wir aber mit Mittwoch doch zufrieden gewesen, weil rauskam, dass überhaupt keine Fähren gehen. Was woass a Fremda. Jedenfalls hatten wir dann noch die Optionen Fliegen, Go Bus oder Privattransfer mit Auto. Nach einer sauberen, abendfüllenden Analyse kam nur der Privattransfer in Frage. Das ging ja schon einmal gut, von Assuan nach Hurghada.


Von El Gouna nach Dahab (820 km) ging das dann so mittelgut. Unser Fahrer war wohl eine Reinkarnation von Louis de Funès. „Catastrophe Catastrophe“ war seine Lieblingswortwiederholung, dicht gefolgt von „Varruckt! Varruckt, total varruckt!“. Ich mein, er hatte schon nicht ganz Unrecht. Zum Beispiel, als wir von einem anderen Auto ausgebremst und zum Anhalten gezwungen wurden. Die Insassen brüllten irgendwas von Fotos durch die Gegend und wir dachten zuerst, Heinz hätte irgendwas Militärisches fotografiert. Er hatte Fotos von Tunnel-Eingang und -Ausgang des Suezkanals gemacht (den unterquert man ja schliesslich nicht alle Tage) und wer weiss, bei so viel Polizei und Militär, wie es hier hat, war vielleicht selbst das ein Problem. Heinz musste wirklich die Fotos herzeigen. Wie sich dann aber herausstellte, hatte das Ganze mit Militär nicht einmal ansatzweise zu tun. Ganz im Gegenteil. Es waren wieder einmal unsere Freunde, die Beduinen (siehe Blogeinträge „Grand Canyon of Oman“ und „Ärger ohne Ende“, die Lauten in Salalah waren auch Beduinen). Eigentlich hätten wir sie gleich am Fahrzeug erkennen können. Denn wie im Oman, fährt der Beduine auch auf Sinai am liebsten einen weissen Toyota Pickup. Die dachten, wir hätten SIE fotografiert! Also abgesehen davon, dass nicht ganz verständlich ist, warum wir das tun sollten (die sahen nicht einmal gut aus), fragt sich doch, was so schlimm daran wäre, dass sie uns auf einer dreispurigen Autobahn anhalten mussten. Als sie dann gesehen haben, dass nicht einmal ein kleiner Finger von ihnen auf einem der Fotos war, haben sie sich immerhin entschuldigt. Kann ja mal passieren, dass man jemanden fast von der Strasse abdrängt, wegen eines angeblichen Fotos, gelle. Wir sagen ja, die spinnen, die Beduinen. Da haben dann selbst wir „Varruckt! Varruckt, total varruckt!“ gesagt.


Kurz nachdem wir unserem Gastgeber in Dahab ein WhatsApp geschickt hatten, dass es zeitlich gut aussehe und wir den Suezkanal bereits passiert hätten, kamen wir ins Stocken. Es hatte ohnehin ungeheuer viele Kontrollen und Checkpoints, aber dieser Stopp zog sich nun echt in die Länge und unser Fahrer blieb verschwunden. Irgendwann tauchte er wieder auf und meinte, dass uns die Polizei eskortieren werde. Eine Polizeieskorte? Bis Dahab (noch 400 km)? Ja. Echt jetzt? Ja. Und was ist, wenn ich mal aufs Klo muss? Hält dann der ganze Konvoi an? Ja. Echt jetzt? Ja, auch wenn ihr Kaffee möchtet. Echt jetzt? Ich bin dann sofort dort noch aufs Klo, weil mir die Vorstellung, nachher zum Klo eskortiert zu werden, doch eher schräg reinkam. Als wir gefragt haben, warum eigentlich das Ganze, hiess es „Sicherheit für die Touristen“. Die Krönung: Nachdem wir fast eine Stunde gewartet hatten, fuhr genau ein Polizeiauto genau 10 m mit uns mit und dann sagten sie, fahrt. Da fragt ihr jetzt wohl „Echt jetzt?“ und wir sagen, ja, echt jetzt. Und unser Fahrer meinte Catastrophe. Anscheinend hatte sich die Sicherheitslage binnen Sekunden geändert. Oder auch nicht. Egal. So konnte unser Fahrer wenigstens wieder Vollgas geben wie davor. Eine Busse hatte er schon abbekommen. Catastrophe! Aber so geht das halt, wenn man fährt wie der Gendarm von St. Tropez. Wobei er immer noch langsamer war als unser Taxi zum Flughafen in Sansibar. Der fuhr so schnell, dass uns das Flugzeug nachher direkt langsam vorkam. Dabei hatten wir gar keine Eile.

Aber zurück zum Oman, äh, Sinai. Nicht nur die Beduinen waren hier wie im Oman, sondern auch die Landschaft. Die Halbinsel Sinai hat dieselben Felsen, Dünen, Geissen, Dattelheine und auch Kamele am Strassenrand wie der Oman (oder umgekehrt). Wir trauen es uns kaum zu sagen, aber der Abschnitt quer durch die Berge (im unteren Drittel) war teils fast noch eindrücklicher als im Oman, vor allem von St. Catherine weg. Wir werden da in den nächsten Tagen nochmals hinfahren.


Nach einer doch teils holprigen Vorbereitung und Fahrt sassen wir dann super zufrieden auf unserer Terrasse in Dahab. Wohnung und Gastgeber toll, direkt am Strand. Und so mussten wir wieder einmal feststellen, am Ende kommt immer alles gut. Klingt abgedroschen, aber es ist einfach so. Und das finden wir grossartig.


PS: Wir haben nachgeschaut. Dahab heisst Gold. Wir fühlen uns also wie Goldgräber und sind gespannt, wie morgen alles bei Tag aussieht und überhaupt.

PPS: Wir sind später auf der Fahrt nochmals zu einer Polizeieskorte verdonnert worden. Wieder fast eine Stunde gewartet (Zeit fürs Abendessen genutzt). Diesmal waren es zwei Autos, wir in der Mitte. Nach sage und schreibe einem Kilometer wieder die gleiche Handbewegung, los, fahrt. Entweder hat die ägyptische Polizei einen ganz eigenen Humor oder es war tatsächlich ein extrem gefährlicher Kilometer. Ich wiederhole mich: Was woass a Fremda.


PPPS: Wer bei uns zuhause von Polizeistaat faselt, der soll gerne mal ein bisschen Reisen gehen.


 
 
 

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