3 Tage Wüste Sinai und 1 verdrehtes Knie
- angelika
- Jun 8, 2021
- 3 min read
Updated: Jun 9, 2021
Unser Wüsten-Trip war etwas durchzogen. Einerseits wunderschön, weil die Natur einfach ein Traum war. Da kann man nix falsch machen, wenn man in Sinai rumtigert. Beim Guide hingegen schon. Er wusste nicht allzu viel und seine Lücken hat er einfach mit Räubergeschichten & Co gefüllt. Als wir ihn auf dem Weg zum Zickzack-Canyon fragten, warum der so heisst, sagte er, das komme von den Geräuschen der Vögel, die dort überwintern würden. Wieso, wie tönen die denn? Und er machte tatsächlich „sssssgssssg“. Also eher wie eine Schlange als wie ein Vogel. Das war dermassen blöde, dass es schon wieder lustig war. Wie der Name vermuten liess, verlief der Canyon schlicht im Zickzack. Und Vögel haben wir dort, ausser ihm, keine gesehen. Das war noch lustig. Weniger lustig war, dass er uns EUR 160 abknöpfen wollte für eine illegale Aktion. Der Grand Coloured Canyon ist seit fünf Jahren gesperrt. Das wussten wir nicht und sagten, wir würden ihn gerne sehen. Er sagte, es brauche zwei Bewilligungen. Weil es uns zu teuer war, liessen wir es dann sein, zum Glück. Denn im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Canyon eben gesperrt ist und es wurde tatsächlich schon auf Leute geschossen, die sich dort rumtreiben, weil hier alles relativ schnell als Terrorangriff aufgefasst wird. Selbst wenn nicht geschossen worden wäre, hätten wir absolut keine Lust gehabt, in die Mühlen der ägyptischen Polizei oder des ägyptischen Militärs zu geraten. Die sind hier definitiv anders drauf. Das ist nicht Liechtenstein (oder Einstein, wie die Ägypter gerne sagen, weil sie das Land nicht kennen und es noch weniger aussprechen können). Sinai ist nochmals ganz anders als das „Festland“ von Ägypten. Die vielen Checkpoints und Kontrollen und die Geschichte hier, die sehr konfliktbeladen ist. An die Terroranschläge von Sharm und von Dahab können sich vielleicht einige erinnern.
Jedenfalls Glück für ihn, dass wir das erst erfahren haben, nachdem er längst wieder in Kairo war. Wir fragen uns, wie er an seine Lizenz gekommen ist. Der konnte allen ernstes auf ein Haus aus Stein zeigen und gaaanz wichtig sagen „This is house, made of stones!“. Aha. Well, thank you, Captain Obvious. Aber eben, abgesehen von der Canyon-Story war es auch egal. Die Orte, an die er uns geführt hat, waren einfach traumhaft. Eine Nacht haben wir unter freiem Himmel übernachtet in einer Oase, mit so viel Sternen über uns, dass man vor lauter Sternen fast keinen Himmel mehr gesehen hat. Und still war es wieder. Und der schöne Wind dazu. Die Wüste ist einfach magisch und wird eine Liebe bleiben. Und die Felsen gehören zu den buntesten, die wir je gesehen haben. Wie Gemälde. Und es hatte wieder Wadis, wie im Oman. Und teilweise fast noch schöner als im Oman. Trotzdem würden wir den Oman vorziehen, weil man dort eben super gut alleine Fahren kann, ohne gefühlte 100 Checkpoints und sonstige Kuriositäten. Wobei, einmal wurde auch geschossen in einem Wadi im Oman (siehe Blogeintrag „Campen im Wadi mit Badi“), aber ansonsten kann man dort wirklich unbeschwert rumkurven, was man von Sinai jetzt nicht grad behaupten kann. Hier geht es nicht ohne Guide und Fahrer.

Immerhin dienen uns die Sprüche unseres Guides nun als Running Gags. So kann man zum Beispiel durch einen Ort laufen, auf einen Supermarkt zeigen und sagen „This is Supermarket“. Und das ist nicht einmal erfunden, sondern das hat er tatsächlich gemacht. Und übrigens, Kokain wird aus Mohnblumen gewonnen. Er sagte, er werde uns Kokain- und Marihuana-Felder zeigen. Das mit dem Gras stimmte, aber das mit dem Kokain... Wir standen mitten in einem abgeernteten Mohnfeld mit ein paar Resten und konnten ihn nicht davon überzeugen, dass Mohnblumen zu Opium und Heroin werden und nicht zu Kokain. Wir haben gesagt, er könne das sonst auch googeln. Da meinte er „Don‘t believe ANYTHING you find in Google!“. Okay, aber ihm sollten wir alles glauben. Wir haben später Tränen gelacht. Alles in allem eine lustige Tour.
Auf der Rückfahrt nach Dahab wurden wir natürlich wieder von der Polizei eskortiert, wie schon bei der Anreise nach Dahab. Und Heinz musste sein Knie hochlagern auf der Rückfahrt, denn er hat es sich am ersten Tag auf einer Wanderung verdreht. Deshalb sind wir auch nicht auf den Mosesberg. Und deshalb reisen wir nun auch ein bisschen früher ab, weil mit Kiten und Tauchen ist vorerst mal Schluss. Wohin wissen wir immer noch nicht so genau. Entweder Istanbul oder direkt Kroatien. Es geht jedenfalls eindeutig irgendwie Richtung nachhause...
Comentarios